Dolomiten – Sommer 2023

Die Dolomiten sind für mich seitdem ich Sie kenne immer wieder ein Ort der Sehensucht an den man zurückkehren möchte. Es sind nicht nur die Klettertouren sondern das gesamte Ambiente das eine Anziehungskraft ausstrahlt. Die grünen sanften Wiesen, das Blau des Himmels und dazwischen die schroffen Felsen die daraus empor ragen.

Man sollte eigentlich nicht in die Dolomiten fahren um Routen abzuhaken, sondern sich darauf Besinnen, dass diese ursprüngliche Landschaft einzigartig ist. Gewachsen aus dem Ur-Meer Tetys waren die Dolomiten einst wirklich Korallenriffe. Durch das Aufeinandertreffen der afrikanischen Bodenplatte mit der Europäischen hoben sich die Berge. Durch die Verwitterung des Gesteins nahmen Sie ihre heutige Form an.

Als Kletterer erfährt man diese Millionen Jahre alten Strutkturen tatsächlich „hautnah“. In diesem Ozean aus Stein ist man nur ein kleiner Punkt der sich festzuhalten versucht. Was manchmal gar nicht gelingt, wenn z.B. ein Stein ausbricht uns sich dann Millionen von Jahren verabschieden und auf den Boden zuschiessen.

Manchmal muss man gegen die Wogen dieses steineren Meeres in Form von Übrhängen, Bäuchen oder Verschneidungen ankämpfen.

Im September wurden bei perfektem Wetter noch einige Dolomitenklassiker geklettert (oder abgehakt:) ?).

Hier eine kurze Auflistung der Touren:

  1. Burgstallkante, Schlern, V+ (leichte Genusstour auf den Schlern)
  2. Sysiphos, Langkofel Nordostwand, VI+, 700 Meter (tolle lange Route auf das Langkofel NO-Eck, relativ neu. Die Tour hat drei Abschnitte. Zuerst einige steile Verschneidungslängen dann lange graue Platten und schließlich wieder steiler im grauen Fels.)
  3. Oltre la Porte, Brunecker Turm, 6c+ (schöne alpine Sportklettertour am Brunecker Turm)
  4. Messner, 2. Sellaturm, VI- (Klassiker am 2. Sellaturm, alpine Absicherung mit einigen Sanduhrschlingen)
  5. Don Quixote, Marmolada Südwand, VII, 800 Meter (Klassiker an der Marmolada Südwand, sehr beliebt und wohl die am häufigsten wiederholte Tour an der Marmolada. An den Ständen kann es sich stauen. Zügiges Klettern wenn man die Bahn erwischen will. Einige schöne Seillängen und tolle Ausgesetzheit im oberen Teil)
  1. Fiames Kante,Punta Fiames, V, 450 Meter (Genusstour kurz vor Cortina)
  2. Constantini-Apollonia (Pilastro), Tofana, VII+, 600 Meter (steiler Klassiker an der Tofana. In der Wandmitte finden sich die zwei Dächer die man in steiler Kletterei überwindet. Auch der Maultierrücken will erst erklettert werden bevor man sich den roten Punkt abholen kann.)
  3. Via Finlandi, Cinque Torri, 6b, (kurze, aber steile und schöne Tour an den Cinque Torri, gebohrt aber mit alpinem Touch. Lässt sich gut mit den anderen Touren hier kombinieren)
  4. Comici, Grosse Zinne Nordwand, VII, 500 Meter (ultimativer Klassiker in der Zinnennordwand, sehr beliebt, frühes aufstehen lohnt sich)
  5. Spigolo Strobel, Rochetta Alta di Bosconero, VII, (ein ruhigeres Dolomiteneck, das Rifugio di Bosconero ist einzigartig, eine urige kleine Hütte welche von einer Familie bewirtschaftet wird, die Touren sind trotzdem sehr geschichtsträchtig und auch Klassiker, wenngleich nicht so bekannt wie die Zinnentouren. Die Klassiker sind allesamt sehr alpin und erfordern einen sicheren Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln und das Umsichitge steigen in abschnittsweise nicht immer bombenfesten Fels. der Abstieg von der Rochetta hat es auch nocheinmal in sich)
  6. Navasa, Rochetta Alta di Bosconero; VII-, 650 Meter (auch ein Klassiker welcher im Rabanser Führer enthalten ist. Viele Kletterer steigen nach der 15. SL aus. Im Rabanser Führer sind aber noch einige Seillängen bis zum „Gipfel“ eingezeichnet. Speziell die letzte Seillänge ist laut Topo aus dem Führer nicht einfach zu finden. Es gibt kein fixes Material mehr und die Routenfindung ist absolut nicht eindeutig. Zudem ist der Fels schlecht und wenig abgeklettert. Mir brach in dieser letzen Seillänge ein Griff aus der mir einen Pendelsturz auf ein Band bescherte. Danach liesen wir es gut sein und stiegen nach links zu einem Kamin und diesen hoch bis zum Abstieg)
in der Via Finlandia
Meer aus Stein in den Platten der Sysiphos
Im Vorstieg in der Grill Variante der Don Quixote an der Marmolada
einfach eine grandiose Landschaft
am Stand nach der ersten Dachlänge im Pilastro an der Tofana
das zweite Dach
das heimelige Rifugio di Bosconero
Quergang in der Navasa
beim Zustieg zur Rochetta Alta
im Spigolo Strobel
im oberen Teil des Spigolo
derselbe Quergang
Tiefblicke in eine Verschneidungslänge, ebnfalls in der Route Navasa
im Abstieg an der Rocchetta Alta

Ortler (3.905m) über Hintergrat

Im Juli, ca. ein Monat nach der Geburt meiner Tochter Aurelia konnte ich das perfekte Wetter nutzen und König Ortler einen Besuch abstatten.

Gemütlich ging es am Vortag zur Hintergrathütte. Nach einem reichlichen Abendmahl hies es um 3.30 auf zur Tagwache. Ein perfekter Sommertag erwartete uns und lies den Hintrergrat so zum Genuss werden.

Die Hintergrathütte. Am Abend noch umhüllt von Wolken
Das frühe Aufstehen ist zwar nicht immer gemütlich aber im Endeffekt lohnt es sich meistens.
wer findet die rote Biwakschachtel
der Aufstieg gestaltet sich zuerst durch ein recht zerfurchtes Schotter Couloir über das es stetig höher geht. Das Seil kann man hier noch im Rucksack lassen. Im Hintergrund die Königsspitze.
schön der Sonnenaufgang
das abklettern hinter dem Signalkopf war eine der Schlüsselstellen aufgrund des Schnees. Man könnte hier auch abseilen.
Der Signalkopf wird linker Hand umgangen
im oberen Bereich. Der Grat ist teilweise schon recht ausgesetzt und erfordert Trittsicherheit.
beim Abstieg über den Normalweg. Der Gletscher ist am Anfang noch recht flach und wird dann zunehmend steiler.
die Payerhütte auf ihrem Adlerhorst. Der Abstieg über den Normalweg zieht sich dann doch noch etwas. Man legt immerhin über 2.000 Höhenmeter zurück. Da lohnt sich eine Pause auf der Payerhütte.
Blick in die Nordwand. Der obere Teil schaut ja noch ganz gut aus. Unten ist aber fast alles abgeschmolzen.